ein Traum wird wahr: wir schwimmen mit freilebenden Delfinen im offenen Meer

Es ist fünf Uhr morgens und wir quälen uns aus dem Bett. Eigentlich schlafen wir im Urlaub gerne aus. Doch heute haben wir Großes vor. In ca. einer Stunde kommt unser Fahrer und bringt uns zu dem Schiff, mit dem wir heute auf Delfinsuche gehen werden. Seit ich denken kann, sind Delfine meine Lieblingstiere. So ist das eben bei kleinen Mädchen, entweder Pferde oder Delfine. Ich hab mich für Delfine entschieden. Und deshalb war es schon immer ein großer Traum von mir, mit Delfinen zu schwimmen. Ich hoffe wirklich, dass wir heute welche sehen werden. Als wir im letzten Jahr schon einmal an einer solchen Tour teilgenommen haben, hatten wir leider kein Glück und konnten keine Delfine entdecken. Aber es sind halt freilebende Tiere, die kommen wann sie möchten.

 

Als wir auf dem Weg Richtung Hurghada sind, kommen wir an einem Delfinarium vorbei. Da hätten wir auf jeden Fall Delfine zu Gesicht bekommen. Wollen wir aber nicht. Nicht so. Meerestiere einzusperren, damit sie der Unterhaltung von uns Menschen dienen geht einfach garnicht. Es ist keine artgerechte Haltung und wir bitten euch inständig solche Delfinarien nicht zu unterstützen. Stellt euch mal vor: das Meer ist euer normaler Lebensraum, mit all seiner Artenvielfelt und der unendlichen Weite. Doch plötzlich seid ihr in einem Pool eingeschlossen, der viel zu klein ist, damit ihr euch ausreichend bewegen könnt. Ihr könnt nicht fressen, wann ihr wollt, weil ihr darauf angewiesen seid, gefüttert zu werden. Ständig kommen irgendwelche Menschen, die euch beglotzen und wahrscheinlich auch anfassen wollen. Und dann auch noch die täglichen Vorführungen, in denen ihr durch Ringe springen müsst und auf Knopfdruck mit einem Ball spielen sollt. Meint ihr wirklich, das bereitet den Delfinen Spaß? Wohl kaum . . .

Ein solches Delfinarium in Ägypten aufzustellen, ca. 100 m vom Roten Meer entfernt, kann eigentlich nur ein Scherz sein.

 

Wenn ihr echte Delfine sehen wollt, geht das auch anders. Klar, man muss Glück haben. Aber auch Delfine haben ihre Gewohnheiten. Sie haben Lieblingsplätze, sie haben Zeiten in denen sie gerne spielen und natürlich gibt es auch Zeiten in denen sie schlafen. Aber wenn ihr einen guten Anbieter für eure Tour wählt, dann kennt dieser die Gewohnheiten der Tiere ganz genau und respektiert sie auch. Er wird die Tour so gestalten, dass ihr zu den Top-Spots gebracht werdet. Er wird euch nicht ins Wasser scheuchen, wenn er sieht, dass die Delfine gerade am Schlafen sind. Und wenn er merkt, dass die Delfine in Spiellaune sind, dann wird er euch sagen: "Auf ins Wasser! Kein Stress, aber zack zack!"

 

Solch einen Anbieter haben wir glücklicherweise gefunden und den möchten wir euch wärmstens empfehlen.

Wir haben unsere Tour bei Josef und Marlen gebucht. Marlen ist eine deutsche Auswanderin, die aus Liebe zu Josef nach Hurghada gezogen ist und gemeinsam haben sie sich ein kleines Unternehmen aufgebaut. Schon im Vorfeld hatten wir einen tollen Kontakt mit Marlen. Sie hat alles bestens organisiert und dank unseres Fahrers kommen wir rechtzeitig im Hafen von Hurghada an. Alle Gäste kommen fast zeitgleich an, sodass niemand lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss. Insgesamt sind wir heute mit einer Gruppe von rund 10-12 Gästen unterwegs.

 

 

Direkt nach dem Ablegen dürfen wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang genießen. Hierfür hat sich das frühe aufstehen definitiv schon mal gelohnt.

Danach folgt eine kleine Einweisung. Josef und Marlen verteilen Neoprenanzüge, Schnorchel und Flossen. Selbstverständlich kannst du auch deine eigenen mitbringen, wenn du welche hast. Marlen erklärt uns, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir Delfine sehen und dass wir in keinem Fall einen Delfin anfassen sollen. Wir Menschen haben Bakterien an unseren Händen, die die Delfine krank machen können. Die Haut der Delfine verträgt diese Bakterien nicht, dadruch kann ein Ausschlag entstehen. Da im offenen Meer keine Möglichkeit besteht, Delfine gegen Ausschlag ärztlich zu behandeln, kann es sogar vorkommen, dass die Delfine an dem Ausschlag sterben.

Da das Meer heute ein wenig aufgewühlt ist, verteilt Marlen Tabletten gegen Übelkeit. Eigentlich haben wir keine Probleme und werden so gut wie nie seekrank. Deswegen verneinen wir erst mal. Ca. 10 Minuten später bin ich dann doch froh, dass Marlen diese Wundertabletten dabei hat.

 

Dass Josef ein wirklich gutes Gespür für Delfine hat, kommt daher, dass er bereits vor seiner Selbständigkeit als Tauchlehrer und Schnorchelguide bei Delfin-Touren gearbeitet hat. Josef kennt das Rote Meer in und auswendig. Er weiß genau, wo sich die Delfine gerne aufhalten und steuert diese Punkte an. Damit Josef Delfine sieht, müssen diese nicht mal nah am Boot sein oder aus dem Wasser springen. Es reicht, wenn sie zum Luftholen ganz kurz an die Wasseroberfläche kommen und schon kann Josef von Weitem erkennen, dass sich dort ein Delfin aufhält. Normalos wie wir, würden dieses kurze Auftauchen als normale Welle einstufen. Nicht nur das, unter Wasser bewegt Josef sich, als sei er selbst ein Fisch. Er kann - ohne Sauerstoffflasche, mit nur einem Atemzug - bis zu 30 Meter tief tauchen und ewig unter Wasser bleiben.

 

Als wir am ersten Riff anlegen (eigentlich sollte es jetzt Frühstück geben), entdeckt Josef den ersten Delfin. Und plötzlich geht alles ganz schnell. Die Aufregung bei allen Gästen ist groß. Jeder möchte am liebsten als Erster im Wasser sein. Es ist ein großes Gewusel, jeder sucht hektisch seine Flossen und Schnorchel zusammen. Doch Josef stoppt uns. Der Delfin scheint zu schlafen. Man merkt das daran, dass der Delfin ganz langsam durchs Wasser gleitet und nur selten an die Oberfläche kommt. Delfine schlafen immer nur mit einer Gehirnhälfte und haben dabei nur ein Auge geschlossen. Die andere Hirnhälfte ist lediglich in einem Dämmerzustand. In diesem Dämmerzustand kann die Hirnhälfte darauf achten, ob Feinde sich nähern und dass der Delfin regelmäßig auftaucht zum Luftholen. Wir werden gebeten, uns erst einmal ganz ruhig und langsam im Wasser zu verhalten. Wir sollen lediglich an der Wasseroberfläche bleiben und nicht zum Delfin runtertauchen. Möglicherweise wird der Delfin wach und hat Lust mit uns zu spielen. Leider ist das an diesem Morgen nicht der Fall. Der Delfin gleitet weiterhin gemächlich mit einem geschlossenen Auge durchs Wasser und scheint von uns gar keine Notiz zu nehmen. Nachdem wir den Delfin ca. 10 Minuten beobachtet haben, bittet Josef uns, aufs Boot zurückzukehren und dem Delfin seine Ruhe zu gönnen. Klar, wir sind ein wenig enttäuscht, wir haben uns mehr erhofft, aber der Tag ist ja noch jung und wir sind noch lange auf dem Wasser. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass wir Menschen in den Lebensraum der Tiere eindringen. Da sollten wir uns so weit wie möglich anpassen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir den Delfin überhaupt so nah beobachten konnten.

 

 

Zurück auf dem Boot, gibt es dann erst mal ein sehr leckeres Frühstück. Da wir einen eigenen Koch auf dem Boot dabeihaben sind alle Mahlzeiten wirklich äußerst lecker und vor allem frisch zubereitet. Während dem Frühstücken stellen wir fest, dass wir die einzige Gruppe auf dem Meer sind. Es sind weit und breit keine anderen Schiffe zu sehen. Josef erklärt uns, dass die meisten anderen Anbieter erst ca. 1 Stunde später rausfahren. Nicht ohne Grund mussten wir so früh aufstehen. Während wir schon den ersten Delfin beobachten konnten, legen die Schiffe der anderen Anbieter gerade erst im Hafen ab. Marlen erzählt uns, dass die Delfine die Schiffe der einzelnen Tour-Anbieter ganz genau zuordnen können. Es sei schon mehrmals vorgekommen, dass Josef und Marlen irgendwo angelegt haben und stundenlang mit Delfinen schwimmen konnten. Bis andere Schiffe bestimmter Anbieter auch dort anlegten. In kürzester Zeit wäre von den Delfinen nichts mehr zu sehen gewesen. Das kommt daher, dass manche Anbieter eine richtige Hetzjagd auf die Delfine veranstalten. Auch wir können später noch beobachten, wie ein Schiff bei Sichtung der Delfine sofort die anderen Schiffe per Funk informiert. Mit drei Schiffen brechen sie zu einer regelrechten Jagd auf. Die Delfine werden von allen Seiten eingekesselt und haben keine Chance zu entkommen. Schön ist das nicht. Da kann ich die Delfine schon verstehen. Ich würde auch direkt abhauen, wenn ich diese Boote höre (oder wie auch immer Delfine die Schiffe erkennen).

 

Bei Josef und Marlen ist das anders. Sie legen dort an, wo sie wissen, dass sich dort gerne Delfine aufhalten und warten, ob die Delfine zu ihnen kommen. Kommt kein Delfin fahren sie nach ca. einer Stunde weiter und legen woanders an. Das ist auch für uns Gäste super. Durch die vielen Ruhezeiten können wir den Tag auf dem Meer so richtig genießen.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum zweiten Anlegepunkt. Hier haben wir die Möglichkeit mit Josef eine Runde ums Riff zu schnorcheln und die Unterwasserwelt zu entdecken, die als eine der Schönsten auf der Welt bezeichnet wird. Neben vielen bunten Fischen und einer Muräne treffen wir an dem wunderschönen Riff sogar eine Schildkröte.

Für alle, die nicht so gute Schwimmer sind: Von der Crew schwimmt immer jemand mit einem Rettungsring hinterher: Falls jemand gerettet werden muss oder falls sich jemand ausruhen möchte. Nach dem Schnorchelgang können wir auf dem Sonnendeck in der Sonne baden. Das leichte schaukeln des Bootes in den Wellen des Meeres ist so unfassbar beruhigend und man muss aufpassen, dass man nicht in der prallen Sonne einschläft.

 

 

 

Nach einem sehr leckeren und reichhaltigen Mittagessen fahren wir weiter. Unterwegs sehen wir wieder Delfine. Wir legen an und haben richtig Glück. Dieses Mal ist es eine ganze Schule mit ca. 12-15 Tieren. Alle springen wie wild geworden ins Wasser und als auch ich untertauche und diese wundervollen Tiere so nah sehe kann ich es garnicht richtig glauben. Es fühlt sich an wie ein Traum und ich denke die ganze Zeit nur: "OMG, ich schwimme mit Delfinen! Mit wirklich echten Delfinen!" Für mich geht hiermit ein langgehegter Traum in Erfüllung. Das Gefühl, dass mich ergreift ist unbeschreiblich. Im Nachhinein glaube ich, kann man es eigentlich ganz gut und treffend beschreiben und man braucht dafür nur ein Wort: GLÜCK. 

 

 

 

Es ist so unfassbar toll mit anzusehen, wie elegant diese riesigen grauen Tiere durchs Wasser gleiten. Mal tauchen sie ganz tief unter, mal kommen sie ganz nah. Diesen Moment werde ich niemals vergessen. Die Schule besteht aus größeren und kleineren Tieren. Sogar eine Mutter mit Kind ist dabei. Beim Auftauchen schwimmt die Mutter immer über ihrem Baby und lässt es nur ganz kurz an die Wasseroberfläche, bevor sie sich wieder über das Kleine schiebt. Josef erklärt uns, dass sie das macht, damit ihr Baby nicht aus versehen unter einen Jetski oder ein anderes kleines Boot gelangt. Die Babys können die Gefahr ja überhaupt noch nicht einschätzen. Und so wundert es auch nicht, dass das Baby total neugierig ist und immer wieder sehr sehr nah zu unserer Menschengruppe schwimmt.

 

 

Die Schule verabschiedet sich nach ner viertel Stunde, aber ein kleiner verspielter Delfin bleibt zurück. Der Delfin bespaßt uns über eine Stunde lang. Man merkt er fühlt sich total wohl und hat Spaß mit uns zu spielen. Immer wieder kommt er nah an die Gruppe geschwommen. Mal spielt er mit einer Qualle, mal mit einer Plastiktüte. Die Plastiktüte hats ihm total angetan. Immer wieder schnappt er sich die Tüte mit dem Maul, lässt sie los und versucht sie mit der Rückenflosse abzufangen. Auch wenn es für uns ein lustiges Spektakel ist, so ist es doch schade, dass ein Tier in der freien Natur mit unserem Müll spielen muss.

 

 

Nachdem alle wieder an Board sind gibt es frischgebackene Mini-Krapfen und köstliches Obst. Für Essen und Trinken ist also den ganzen Tag über ausreichend gesorgt. Leider machen wir uns dann auch schon wieder auf den Heimweg. Auch der schönste Tag kommt eben mal zum Ende. Gegen 18 Uhr sind wir dann zurück an Land. Unglaublich, dass wir knapp 12 Stunden auf dem Wasser waren. Die Zeit verging viel zu schnell. Aber so ist das ja immer, wenn man etwas tolles erlebt. Der Fahrer bringt uns zurück in unser Hotel, wo wir noch unser Abendessen bekommen, dann völlig fertig ins Bett fallen und die ganze Nacht von Delfinen träumen.

 

Wir möchten uns ganz herzlich bei Josef und Marlen bedanken, die diesen wundervollen Tag möglich gemacht haben. Ihr habt uns geholfen unseren Traum zu erfüllen und aus diesem tollen Tag ein echt wundervolles Erlebnis gemacht. Macht weiter so! Ihr seid super!

Solltet ihr mal in Hurghada oder Umgebung sein, können wir euch diesen Ausflug aus tiefstem Herzen empfehlen. Meldet euch einfach über facebook oder über ihre Website bei den beiden. Mittlerweile bieten die beiden auch einen Ausflug an, bei dem ihr über Nacht auf dem Schiff bleiben könnt. So habt ihr die Möglichkeit direkt nach dem Aufstehen nach Delfinen zu schauen. Ihr könnt mit den beiden auch einen Ausflug zu freilebenden Schildkröten machen. Bei uns standen die Delfine an erster Stelle, aber sollten wir mal wieder in Ägypten sein, werden wir auf jeden Fall die anderen beiden Ausflüge auch noch ausprobieren und euch davon berichten.

 

° Melina

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Kommentare: 1
  • #1

    Lisa (Dienstag, 25 Juli 2017 19:15)

    Wow, welch schönes Erlebnis! Unglaublich! Und toll, dass ihr den richtigen Anbieter gefunden habt! Haben eine Hetzjagd wie ihr sie beschreibt auch schon erlebt, furchtbar...
    Liebe Grüße
    Lisa